Golf Club München Riedhof

Vom erfolgreichen Tourspieler zum innovativen Clubmanager. Im Interview Kariem Baraka, Geschäftsführer des Golfclub München-Riedhof.

www.riedhof.de

WIE KARIEM BARAKA DEN GOLFCLUB MÜNCHEN-RIEDHOF ZU EINER BESON- DEREN ANLAGE MIT GEWISSEN I-TÜPFELCHEN MACHT UND SICH ALS PRÄSIDENT DER PGA OF GERMANY FÜR DIE GOLFPROFESSIONALS EINSETZT.

Kariem, du bist seit November 2013 Geschäftsführer des GC München-Riedhof. Für die Belange von wie vielen Mitglie- dern setzt du dich ein?


KB: Wir haben aktuell insgesamt 600 Mitglieder, darunter 450 Erwachsene. Wir sind ein vergleichsweise kleiner Club, was aber grundsätzlich auch unserem Konzept entspricht. Wir werden nie 1000 Mitglieder oder mehr haben. Wobei ich schon dazu sagen muss, dass uns ein paar mehr guttun würden, so etwa 500 Erwachsene wären ideal.

Du warst selbst als Spieler aktiv. Wie profitierst du heute von dieser Zeit?


KB: Sowohl der Club als auch der Platz waren schon immer überdurchschnittlich gut, wir haben einfach eine tolle Golfanlage. In meiner Zeit als Spieler bin ich viel herumgekommen, war auf vielen tollen Plätzen, aber auch auf weniger guten. Man lernt ja von beidem, auch von den Plätzen, bei denen gewisse Dinge nicht passen. Ich hatte mir das Ziel gesetzt, den Riedhof Jahr für Jahr zu verbessern. Der Golfplatz ist dabei das Herzstück, auch wenn mehr dazugehört, vom Golfshop über die Gastronomie bis hin zu Golfschule, Ambiente, Infrastruktur. Riedhof war schon immer bekannt für einen überdurchschnittlich guten Pflegezustand. Trotzdem haben wir relativ viel gemacht.

Zum Beispiel?


KB: Wir haben die Löcher 1, 2, 3 umgebaut, die 7, die 10, die 14. Das beginnt bei kleineren Umbauten, wie einem kleinen Fairway- bunker. An der 2 haben wir aber das Wasserhindernis komplett neugestaltet. Das alles erfolgte, um den Platz optisch, aber auch spielerisch attraktiver zu machen. Die größte Baumaßnahme war der gesamte Übungsbereich. Der hat für mich nicht in das Konzept Riedhof gepasst – weder der qualitative Pflegezustand, noch, was die Trainingsmöglichkeiten betrifft. Wir brauchen einen guten Übungsbereich, weil jeder Spieler da das trainiert, was er dann auf dem Golfplatz umsetzen möchte.

Das ist mir extrem aufgefallen. Es sind überall kurze Wege und die Drivingrange ist schlicht sensationell.
KB: Diese kurzen Wege sind sehr, sehr angenehm für unsere Mitglieder und die Gäste. Direkt nebeneinander liegen die Range, das erste Tee, die Terrasse. Letztes Jahr haben wir Zielgrüns neu angelegt, dieses Jahr Zielmasten aufgebaut. Wir haben jetzt eine der komplettesten und modernsten Übungsanlagen in Deutschland. Das in Kombination mit Premiumgolfbällen. Im Pitching- und Chipingbereich haben wir den Callaway Chrome Soft. Das ist ein Topball, mit dem du ideal trainieren kannst. Auf der Range haben wir einen Callaway Practiceball. So kann man ideal trainieren, um sich auf das Spiel auf dem Platz vorzubereiten.  

Sämtliche Pros waren beeindruckt bei den Prodays im Riedhof. Uns ist aufgefallen, dass hier ein ehemaliger Spitzensportler viel Wert auf die Übungsanlagen legt.

KB: Mein Ziel ist es, die Anlage Stück für Stück besser zu machen. Ich will auch, dass jemand, der nur einmal im Jahr kommt, wegfährt und sagt: Jetzt haben sie hier was gemacht, da was gemacht. So bleibt man im Gespräch und die Anlage entwickelt sich weiter. Nur weil ich heute einen tollen Golfplatz baue, heißt das ja nicht, dass der in 20, 30 Jahren noch immer toll ist. Die Grundlage ist da, die ist gut, und unsere Aufgabe ist es jetzt, sie stetig weiter zu entwickeln.

Vor zehn, zwölf Jahren waren die Grüns in Deutschland sehr, sehr gut. Sie sind meiner Meinung nach aber immer schlechter geworden. Bei euch hat mich beeindruckt, dass sie schnell und knackig waren, auch in der kalten Jahreszeit.

KB: Unsere Greenkeeper sind sehr kompetent, ohne sie würde das nicht funktionieren. Ich bin trotzdem nah dran und schaue, dass alles funktioniert. Die Grüns sind ein ganz sensibles Thema – für mich sind medium harte, schnell und treu laufende Grüns ideal. Auch das erfordert viel Arbeit. Wir haben Ende 2017 alle Grüns abgetragen, weil man es nach 15 bis 20 Jahren mit der mechani- schen und chemischen Behandlung, die sehr limitiert ist, nicht schafft, perfekte Grüns zu erhalten.

Was habt ihr geändert?

KB: Wir haben im Prinzip den ganzen Boden abgefräst und neu angesät. Im Juni 2018 konnten wir die Grüns wieder eröffnen. Da hatten wir zum Glück auch die Rückendeckung unserer Mitglieder.

Euer Platz ist nicht einfach, man muss taktisch spielen, aber er ist fair und gut spielbar. Wie ist es, wenn Greenfeespieler kommen? Gibt es Tage nur für Mitglieder?

KB: Gäste sind bei uns sehr willkommen und können unter der Woche ohne Einschränkungen spielen. Am Montag ist das Greenfee deutlich günstiger mit 70 Euro. Wir haben lediglich die Einschränkung, dass an Wochenenden und Feier- tagen ein Gast nur mit einem Mitglied spielen darf. Nicht, weil wir da keine Gäste mögen, aber wir wollen sicher- stellen, dass unsere Mitglieder auf jeden Fall spielen können.

Wie sieht es mit Gruppen aus?

KB: Auch die dürfen gerne kommen. Wir haben zwei Schweizer Gruppen, die kommen seit Jahren. Das sind sieben bis zehn Spieler, die haben das zu einer Art Stammausflug gemacht. Bei entsprechender Voranmeldung bekommen wir die auch unter im Normalfall.

Ein weiteres wichtiges Stichwort ist die Jugendarbeit. Habt ihr genügend Jugendliche?


KB: Da wir ein kleiner Golfclub sind, haben wir auch anteilig weniger Jugendliche als große Clubs. Grundsätzlich sind wir ein Familienclub. Das zeigt die Tatsache, dass wir der einzige Club im Münchner Großraum sind, der Kinderbetreuung an Wochenenden und Feiertagen anbietet. Gedacht ist das für Familien mit Kindern ab zwei, drei Jahren, die noch nicht Golf spielen. Wenn die Kinder soweit sind und Spaß haben, bieten wir für sie auch Training ab drei, vier Jahren an. Wir versuchen das komplette Spektrum abzudecken. Aktuell haben wir Kinder im Training zwischen 4 und 18 Jahren, das geht aber nicht so sehr in Richtung Leistungssport.

Wir haben sieben Kilometer entfernt den Münchner Golfclub, der sehr in Richtung Leistung orientiert ist. Es wäre völlig falsch, wenn wir uns gleich positionieren. Wir haben stattdessen einen tollen Kindergarten oberhalb vom Proshop mit tollen Kindergärtnerinnen.

Das ist doch der Traum aller Eltern. Das höre ich zum ersten Mal.


KB: Das beste Beispiel hatten wir neulich. Ein Ehepaar im besten Alter. Sie spielt schon länger Golf, er hat gerade angefangen. Die beiden Kinder sind drei und fünf, der ältere will ab und zu mit auf den Golfplatz. Sie haben ganz klar

gesagt: Wenn ihr Kinderbetreuung anbietet, seid ihr der einzige Golfclub, der für uns infrage kommt. Und wenn sich ein Talent gut entwickelt und dann ein Angebot hat, in die erste oder zweite Bundesliga zu gehen, dann spricht ja nichts dagegen, dass er oder sie weiter am Riedhof mit seinem oder ihrem Trainer trainiert.

Du bist letztes Jahr PGA-Präsident geworden als ehemaliger Playing Professional. Wie bist du zu diesem Amt gekommen?

KB: Ich war bereits eine Amtszeit im Vorstand, war also schon relativ nah dran an dem Thema. Im Februar 2018 wurde klar, dass sich das Präsidium nach sehr langer Zeit nicht mehr zur Wahl stellen würde. Da gingen die Gespräche los. Im Frühjahr 2019 wurde ich gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte. Ich habe mich gerne dazu entschlossen, mich zur Wahl zu stellen. Das ist ein wahnsinnig toller Verband, der auch völlig anders aufgestellt ist als andere Verbände in Deutschland. Wir haben eine sehr homogene Mitgliedschaft, sehr starke Kollegialität und einen großen Zusammenhalt. Wir sind alle mit dieser Sportart groß geworden, spielen auch alle relativ gut, ob Playing Professional oder Teaching Professional. Alle arbeiten an dem Ziel, den Golfsport gut zu präsentieren und das macht unheimlich viel Spaß.

Was sind die Aufgaben eines Präsidenten der PGA of Germany?


KB: Wir haben ein sehr kompetentes und starkes Hauptamt, das ist auch nötig. Wir könnten einen solchen Verband gar nicht nur ehrenamtlich führen. Unsere Kernaufgabe wird immer die Aus- und Fortbildung bleiben, kompetente PGA Professionals auszubilden, die nachher ihren Schülern draußen auf den Golfanlagen qualitativ hochwertigsten Unterricht bieten können. Das sollte ein lebenslanges Lernen bleiben. Dafür müssen wir mit zeitgemäßen Angeboten zur Fortbildung sorgen.

Ganz neu ist das Thema Business Division.


KB: Das sehe ich als Entwicklungsschritt für die Zukunft. Wir haben aktuell 2040 Mitglieder, alle sind Teaching oder Playing Professionals. Von diesen 2040 sind viele, ich schätze um die 600, die heute nicht mehr unterrichten oder spielen. So wie ich. Ich bin heute Geschäftsführer einer Golfanlage, von meiner Sorte gibt es einige, sowohl im Clubmanagement als auch in der Industrie. Das sind alles Professionals im Golf, die aktuell keine Anlaufstation oder Dachorganisation haben. Mit der Business Division möchte ich erreichen, dass wir, also die ursprünglichen PGA-Mitglieder, näher zusammenkommen mit Personen wie etwa Golfplatz- Architekten oder Greenkeeper, und, und, und. Davon werden wir alle profitieren, weil ein gutes Netzwerk absolut wichtig ist. Das Interesse ist groß, und jetzt bieten wir nach drei Jahren Entwicklungszeit Veranstaltungen an, die alle Professionals im Golf zusammenbringen und ein attraktives und aktives Netzwerk entstehen lassen sollen. Wir werden eine Kickoff-Veranstaltung im Rahmen der BMW Open machen, im Herbst zwei bis drei Businessdays organisieren mit interessanten Vorträgen und einer Runde Golf im Anschluss.

Ein Golflehrer muss mehr machen, als nur Training geben oder netzwerken. Die Business Division ist also ein Muss für jeden Profigolfer?

KB: Man darf den Mehrwert von Teaching Professional nicht unterschätzen. Die meisten sind selbständig und nicht angestellt. Sie sind selbst verantwortlich für das, was sie erreichen oder nicht. In den vergangenen 10, 15 Jahren ist der unglaubliche Stellenwert eines Golflehrers auf der Golfanlage ein bisschen untergegangen. Wir müssen es schaffen, dass es die anderen, die auf der Anlage tätig sind, seien es Manager, Vor- stand oder Greenkeeper, verstehen, was für ein wichtiger Baustein der Teaching Pro ist und welche Werte er einbringen kann, damit die Golfanlage erfolgreich ist. Er ist am nächsten am Kunden dran, am Mitglied. Das ist einmalig. Er kommt nicht nur, gibt eine Stunde Unterricht und geht wieder, sondern kann vielseitig eingebunden werden. Dafür muss die Golfanlage verstehen, wie wichtig der PGA Professional ist. Dafür ist dieser Austausch so wichtig.

Der Golflehrer kann einem Club auch finanziell nutzen.
KB: Auf jeden Fall. Er bringt Neumitglieder, gibt Schnupperkurse.

Ich verstehe, dass man durch die Arbeit des PGA Professionals versucht, Geld zu verdienen, aber das mache ich, indem der Golflehrer Neumitglieder gewinnt und es schafft, sie zu halten. Über den Mitgliedsbeitrag verdient der Club viel mehr als etwa über ein Mattengeld.

Muss man diesen Mehrwert als Manager dem Besitzer des Golfclubs erklären?
KB: Man kann es dem einen oder anderen Vorstand gar nicht übelnehmen, wenn er das unterschätzt. Er verdient sein Geld sein Leben lang mit etwas anderem, jetzt muss er entscheiden, wie eine Golfanlage operieren soll. Wenn wir es schaffen, die Manager mit den Golflehrern zu vernetzen und diesen Mehrwert schätzen zu lernen, ist das ein ganz, ganz wichtiger Schritt.

Kariem Baraka

Bis 2013 war Kariem Baraka, der Neffe von Bernhard Langer, als Mitarbeiter der Langer Sport Marketing GmbH als Turnierdirektor der Pro Golf Tour im Einsatz. Seither ist der geprüfte R&A Referee Geschäftsführer des Golfclub München-Riedhof. Dem PGA-Vorstand gehört der 43-Jährige seit 2018 an. Kariem Baraka wohnt in Eurasburg am Starnberger See, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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