Chiara Sola Interview

Mit dem großen Gary Player fachsimpeln. In den USA mit dem Sport leben. Einmal den legendären Masters-Platz im Augusta National Golf Club spielen. Diese drei Punkte, die viele Golfer so oder ähnlich auf ihrer Bucketlist haben, durfte die Schweizerin Chiara Sola mit ihren gerade einmal 19 Jahren in diesem Jahr binnen weniger Monate abhaken.

 

 

Seit einem Dreivierteljahr lebt die Frauenfelderin schon da ganz genau, was sie will – und selbständig ist sie inzwischen in Augusta, wo sie am College Psycho- logie studiert – und natürlich Golf spielt. Ihre große Leidenschaft.

„Chiara hatte als Kind viele Hobbys: Ballett, Eiskunstlauf, Tennis, Leichtathletik, Klavier, Ski, Snowboard“, sagt ihre Mutter Alexandra Sola-Schmidt, die wie ihr Mann Christopher Schmidt Single-Handicapperin ist und wie er seit 20 Jahren selbst begeistert Golf spielt. Die Mutter und der Stiefvater, die seit Mai 2023 die Golf Lipperswil AG nahe des Bodensees interimistisch bis Ende 2023 führen, ließen ihre Tochter so viel ausprobieren, wie sie wollte. „Sie war nicht überall so sportlich“, sagt ihre Mutter und lacht. Außer mit dem Golfschläger natürlich. Die kleine Chiara gilt schon in jungen Jahren als Talent, und mit zehn entscheidet sie selbst, alles auf Grün zu setzen.

„Sie hatte Lust aufs Training, gleichzeitig kamen die Erfolge“, sagt Alexandra Sola-Schmidt, „ich musste sie immer eher bremsen, statt zu pushen.“ Ihre Tochter Chiara weiß auch. Mit 14 nutzt sie die Zeit zwischen der bestandenen Gymnasium-Prüfung und den Ferien für einen Aufenthalt an einer englischsprachigen Golfschule in Südafrika. Allein. Ohne die Eltern. „Als sie nach acht Wochen nach Hause kam, war das der Zeitpunkt, von dem an sie gesagt hat: Ich gehe nach der Matura in die USA, wo ich Collegegolf spielen will“, erinnert sich die Mutter an den Sommer 2018. „Südafrika war für sie persönlich eine tolle Erfahrung und für ihre Entwicklung im Golf top.“

Zurück in der Schweiz, gewinnt Chiara unter der Anleitung von Nationalcoach Nora Angehrn dank des intensiven Trainings und des großen Motivationsschubs ein Turnier nach dem anderen. Wird eine der jüngsten Schweizer Amateur-Matchplay-Meisterinnen und kommt so als junge Spielerin ins World Golf Amateur Ranking. Tritt im Nationalkader ihres Landes an. Schließt die internationale amerikanische Highschool IS Bern Online ein Jahr früher ab als ihre Alters- genossen in der Schweiz. Erfolge auf der Überholspur. Vor sich immer das große Ziel USA. Dann kommt Corona.

Chiara Solas großer Traum von den Olympischen Jugendspielen 2022 platzt. Der Lockdown und die Pandemie hinterlassen bei der jungen und ehrgeizigen Sportlerin Spuren. Auch auf dem Golfplatz läuft es nicht nur rund. Da kommt die Zusage für ein Vollstipendium am College gerade recht. In Augusta, einem Ort, dessen Name das Herz jedes Golfers höherschlagen lässt. Im August 2022 verlässt Chiara Sola ihre Heimat mit dem Ziel Georgia an der Ostküste der USA. „Ich habe zwei Wochen vorher und zwei Wochen nachher geweint“, sagt ihre Mutter Alexandra heute lachend, die aber damals traurig ist, weil sie ihre Tochter vermisst, mit der sie in den vergangenen zehn Jahren so viel intensive Zeit verbracht, sie bei Turnieren begleitet und ihr bei der Organisation von Schule und Sport geholfen hat.

„ Das war mein grosser traum, seit ich 13,
14 jahre alt war.“

Auch bei der damals 18-Jährigen fließen die Tränen, als sie in Zürich am Flughafen steht. Allerdings sind es bei Chiara Sola Tränen der Freude. „Das war mein großer Traum, seit ich 13, 14 Jahre alt war“, sagt sie selbst. Inzwischen wohnt sie gemeinsam mit einer Teamkameradin in einem Appartement zwischen Uni und Trainingsgelände, zwischen Psychologie und Golfplatz. Auf letzterem sieht man sie öfter als auf dem Campus. „Ich habe in diesem Semester nur dienstags und donnerstags Uni. Mein Tag beginnt morgens um 6 Uhr mit einem Workout, danach habe ich Vorlesungen oder lerne. Am Nachmittag bin ich auf dem Golfplatz oder dem Trainingsgelände“, erzählt die Schweizerin von ihrem strikten Stundenplan. Solche Möglichkeiten, Sport und Schule miteinander zu kombinieren, hätte sie in Europa nicht bekommen, weiß Chiara Sola. „Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Wetter“, sagt sie, „außerdem sind die Plätze hier in den USA herausfordernder, was gut für meine Entwicklung ist.“ Wohin der weitere Weg die ehrgeizige Nachwuchsgolferin führen wird, weiß sie selbst noch nicht.

„Ich will in den nächsten Jahren mein Studium gut abschließen, einen Stammplatz im College-Team bekommen und die beste Golferin werden, die ich sein kann“, sagt die 19-Jährige und ergänzt: „Natürlich war es schon immer mein Ziel, Profispielerin zu werden. Wenn’s passt, ist es super, wenn nicht, sieht mein Weg anders aus. Das wäre auch okay.“ Schließlich kann sie sich dann auf ihr zweites Standbein Psychologie verlassen. Und auf die Unterstützung ihrer Familie. „Wir stehen hinter ihr, egal was passiert“, sagt Alexandra Sola-Schmidt. „Wir denken nicht langfristig. Unser Motto ist: Mach, was du willst, so lange du dabei glücklich bist.“ Sollte es nicht mit einer Tourkarte für die Ladies European Tour oder die LPGA Tour reichen, dann hat Chiara Sola trotzdem dem Gros aller Golfer einiges voraus. Sie hat mit dem großen Gary Player gefachsimpelt, in den USA mit dem Sport gelebt und auf dem legendären Masters-Platz im Augusta National Golf Club gespielt. „Dafür gibt es keine Worte, das war einfach nur mega“, sagt sie mit strahlenden Augen. „Das ist der schönste Ort, den ich bis jetzt gesehen habe.“

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